Mehr lesen
Der in Husum geborene Caspar Hoyer (1540-1594), Gründer des adeligen Gutes Hoyerwort, war mit den dänischen Königskindern aufgewachsen und studierte nach dem Besuch der Lateinschule an verschiedenen deutschen Universitäten Rechtswissenschaften und Verwaltungslehre. Vermutlich im Jahr 1562 trat er in den Dienst Herzogs Adolf von Gottorf, der ihm 1578 das Amt des "Stallers" von Eiderstedt, einer Position, die der eines Statthalters entsprach, übertrug. Wie ein Maueranker über dem Eingangsportal belegt, begann Caspar Hoyer ab 1564 mit der Errichtung des Herrenhauses Hoyerswort, von 1581-1583 ließ er im Auftrag Herzog Adolfs das Schloss in Tönning errichten, das ihm fortan als Wohnsitz und zur Ausübung seines Amtes diente. Die Vollendung seines Herrenhauses erlebte Caspar Hoyer nicht mehr. Nach seinem Tod im Jahr 1594 übernahm sein Sohn Hermann Hoyer (1564-1622) das Amt des Stallers und die Fertigstellung des Herrenhauses. Er heiratete 1599 die wohlhabende und hochgebildete Bauerstochter Anna Owena (1584-1655), die sich später Anna Owena Hoyers nannte und zu den wenigen anerkannten Dichterinnen des frühen 17. Jahrhunderts zählt. Anna Owena musste ihr stark verschuldetes Gut Hoyerswort 1632 an Herzogin Auguste auf Husum abgeben und wanderte mit ihren Kindern nach Schweden aus. Im Jahr 1647 gab Herzogin Auguste Hoyerswort an ihren Rentmeister Joachim Dankwerth weiter. Joachim Dankwerth war der Sohn des Schreibers von Caspar und Hermann Hoyer, sein Bruder Caspar Dankwerth wurde Bürgermeister von Husum und gab 1652 im Auftrag des dänischen Königs Christian IV. mit der „Neuen Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein" eine der wichtigsten Quellen zur schleswig-holsteinischen Landesgeschichte heraus.
In den folgenden Jahren kam es zu einem häufigen Besitzerwechsel auf Hoyerswort, bis Boye Hamkens das Gut im Jahr 1771 erwarb. Er stammte aus dem Ort „Welt" in der Nähe von St. Peter-Ording, hatte Theologie studiert und wurde in Ermangelung einer Pfarrstelle Landwirt und Ratmann von Eiderstedt. Von nun an blieb das Gut 240 Jahre lang im Besitz der Familie Hamkens, die dort vor allem Viehwirtschaft betrieb.
Im Jahr 2011 schließlich begann eine neue Ära auf Hoyerswort. Der Keramiker Alfred Jordy erwarb das adelige Gut und machte es der Öffentlichkeit zugänglich. So richtete er ein kleines Museum in den historischen Räumen ein, eröffnete ein Café und eine Keramik-Werkstatt im Herrenhaus.
Das Herrenhaus wurde ab 1564 bis etwa 1630 in mehreren Bauabschnitten errichtet und ist als zweigeschossiger, ursprünglich backsteinsichtiger Bau über einem L-förmigen Grundriß angelegt. Erst im Barock wurde die Fassade weiß geschlemmt. Das Vorderhaus, ein Breitbau mit hohem Satteldach, Schweifgiebeln und einem polygonalen Treppenturm, stammt aus der frühesten Bauphase. Vermutlich nach 1578 erfolgten eine Norderweiterung um zwei Achsen und die Anbringung eines Sandsteinportals. Im Zusammenhang mit einer Renovierung unter Johann Danckwerth im Jahr 1648 wurden der nördliche Fisrtgiebelschornstein angefügt, eine weitere Fensterachse in die Ostfassade eingefügt und die Portalachse nach rechts verschoben. Im Inneren wurde die Diele neu gestaltet und mit einer Holzbalkendecke versehen. Bedeutend ist die stuckierte Balkendecke im Südzimmer aus der Zeit um 1640/50 mit Masken, Blumen und Vögeln. Der langgestreckte Rückflügel ist im 16./17. Jahrhundert in mehreren Bauabschnitten entstanden, was noch heute an den unterschiedlichen Fensterformen und am Gesims ablesbar ist. Der Anschluss an das Vorderhaus ist der älteste Teil und stammt aus dem Jahr 1594, in einem zweiten Bauabschnitt wurde Anfang des 17. Jahrhunderts eine einachsige Verlängerung vorgenommen und schließlich im 18. Jahrhundert der Giebelabschluss im Dach durch einen Walm ersetzt. Im Inneren des Rückflügels wurde um 1630 ein zweigeschossiger Festsaal mit einer Empore über reich mit Diamant- und Beschlagwerk verzierten Konsolen eingefügt.
Das Gut ist auf einer flachen Warft angelegt, die von zwei Wassergräben umzogen ist. Neben dem Herrenhaus befindet sich eine Scheune, die 1704 im benachbarten Langenhemme als ein Reet gedeckter Haubarg errichtet wurde und 1779 von Boye Hamkens nach Hoyerswort transloziert wurde. Der „Haubarg" ist eine typisch nordfriesische Bauform, bei der es sich um einen Ständerbau mit einem ausgeprägten Dach handelt. Das Gebäude wird hauptsächlich von je nach Größe vier, sechs, acht oder zehn Ständern getragen, die durch Längs- und Querbalken verbunden sind. Diese Bauweise macht den Haubarg widerstandsfähig gegen Naturgewalten - sogar wenn eine Sturmflut die Mauern eindrückt, halten die Ständer noch das Dach und die Grundstruktur des Hauses bleibt unbeschädigt. Um 1900 endete diese Bautradition und es entstanden keine weiteren Haubarge mehr.