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Unter Gerhard II. (1668-1740) von Dernath, der eine militärische Laufbahn am Gottorfer Hof einschlug und dort zunächst zum Geheimen Rat und später zum Generalleutnant avancierte, wurde das Herrenhaus Anfang des 18. Jahrhunderts modernisiert. Der Vorgängerbau wird Hans Rantzau (1535-1608) zugeschrieben, der dieses als Doppelhaus mit vorstehendem Treppenturm anlegen ließ, eine im Mittelalter für Schleswig-Holstein typische Bauform. Dernath ließ auch die repräsentative Treppenhalle einbauen, für deren Ausmalung er 1718 den aus Piermont stammenden Maler Johann Gottfried Simola gewinnen konnte. Sein Enkel Friedrich Otto von Dernath (1735-1805), Kammerherr am dänischen Hof und Landrat, ließ ab 1759 den Wirtschaftshof ausbauen, dessen Höhepunkt das 1763 vom Eutiner Hofbaumeister Georg Greggenhofer (1718-1779) errichtete Torhaus ist. Magnus von Dernath (1765-1828), letzter Besitzer des Gutes aus der Familie von Dernath und ebenfalls politisch sehr ambitioniert, ließ das Herrenhaus schließlich klassizistisch überformen.
Das Herrenhaus präsentiert sich heute als zweigeschossiger, kubischer Backsteinbau mit einem schweren barocken Mansarddach. Es ist denkbar, dass die Überformung des Herrenhauses Anfang des 18. Jahrhunderts vom Hamburger Baumeister Johann Nikolaus Kuhn (1670-1744) ausgeführt wurde. Kuhn hatte für den damaligen Besitzer Hasselburgs, Garhard II. von Dernath, in Schleswig ein Stadtpalais errichtet. Erst 1804 wurde der Bau im Zuge der klassiszistischen Überformung verputzt. Die zentrale, zweigeschossisge Treppenhalle gilt als ein Höhepunkt spätbarocker Raumgestaltung in Schleswig-Holstein. Sie nimmt nahezu die Hälfte des gesamten umbauten Raumes ein. Die mit einer umlaufenden Galerie und einem Spiegelgewölbe aus Holz ausgestattete Halle wurde vermutlich 1760 von Georg Greggenhofer mit der Vorhalle verbunden, wobei der Treppenlauf verändert wurde. Die italienisch geprägte, illusionistische Deckenmalerei zählt zu den qualitätvollsten Beispielen im Lande. Die Arcaden der Scheinarchitektur sind mit allegorischen Darstellungen der Erdteile versehen, im Zentrum des Deckenspiegels befindet sich eine Szene aus der griechischen Mythologie. Sie stellt Venus auf dem Berg Ida dar, die dem Feldherrn Aeneas seine Waffen reicht. Ein Bezug zum Bauherrn, dessen Wappen prominent in der Halle prangt, liegt nahe.
Dem Herrenhaus ist ein Ehrenhof vorgelagert, der durch zwei Kavaliershäuser gebildet wird. Es ist durch einen Wassergraben und Baumreihen vom Wirtschaftshof getrennt. Der axialsymmetrisch angelegte Wirtschaftshof wird durch das von Georg Greggenhofer erbaute Torhaus abgeschlossen. Dieses ist als eleganter, dreiflügeliger Bau mit einem überkuppelten Mittelpavillon ausgeführt. Die an der nördlichen Hofseite gelegene Kornscheune zählt zu den größten im Lande und verfügt über einen imposanten Ständerbau im Inneren. Sie wurde 1980/83 grundlegend instand gesetzt und mit einer fest eingebauten Orgel zu einer Konzertscheune umgewandelt.
Nach mehrfachem Besitzerwechsel erwarb Dr. Constantin Stahlberg, Pianist, Komponist und Vorstand der Stahlberg Stiftung, Gut Hasselburg. Seither finden im Herrenhaus regelmäßig hochkarätige Konzerte statt. Die Konzertscheune wird für Musicals und weitere Kulturveranstaltungen genutzt. Auf diese Weise öffnet Gut Hasselburg heute seine Pforten für Kulturinteressierte und Erholungssuchende, die hier fernab der Großstadt in einer der preisgekrönten Ferienwohnungen im Torhaus die ländliche Idylle genießen können.