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Die Neugestaltung seiner Gutsanlage im holsteinischen Knoop ermöglichte ihm seine Heirat mit Caroline Gräfin Schimmelmann (1759-1826), Tochter des wohlhabenden dänischen Schatzmeisters Heinrich Carl Graf Schimmelmann auf Schloss Ahrensburg. Sie schenke ihrem Gemahl 1776 das hoch verschuldete Gut als Morgengabe und war von ihrem Vater mit einer großzügigen Mitgift ausgestattet. Zunächst beauftragte Heinrich Friedrich Graf zu Baudissin 1782/83 den Schimmelmannschen Familienarchitekten Carl Gottolb Horn (1734-1807) mit der Umgestaltung des Wasserschlosses und des Wirtschaftshofes. Später verwarf er jedoch die Umbaupläne Horns und ließ in den Jahren 1792-1800 vom dänischen Architekten Axel Bundsen (1768-1832), Bruder des Zeichenlehrers Jes Bundsen (1766-1829) auf Gut Knoop, einen Herrenhausneubau errichten. Von Carl Gottlob Horns Plänen für eine Umgestaltung der Gesamtanlage wurden lediglich die beiden Kavaliershäuser verwirklicht. Heinrich Friedrich Graf Baudissin und seine Gemahlin Caroline führten auf Knoop ein aufwändiges gesellschaftliches Leben und standen in engen Beziehungen zum Emkendorfer Kreis um Carolines Schwester Julia Gräfin zu Reventlow. So verkehrten hier um 1800 bedeutende Dichter und Denker ihrer Zeit und wurde zu Hauskonzerten und Lesungen eingeladen. Die schöngeistige Caroline Gräfin zu Baudissin lernte 1791 Johann Gottfried Herder kennen, der ihr das Gedicht „An Cornelia" widmete, und wurde durch Trauerspiele und Erzählungen als Schriftstellerin bekannt. Ebenso wie ihre Schwester Julia auf Emkendorf bemühte sie sich um die Bildung ihrer Gutsangestellten und gab 1792 das Lehrbuch „Die Dorfgesellschaft, ein unterrichtendes Lesebuch für das Volk" heraus.
Im Jahr 1869 musste die Familie Baudissin ihren Besitz verkaufen und der dänische Kaufmann Ingward Martin Clausen erwarb das adelige Gut Knoop. Nach seinem Tod im Jahr 1903 wurde das Gut an den Bremer Tabakfabrikanten Gerhard Friedrich Hirschfeld veräußert, mit dem Knoop wieder zu einem kulturellen Zentrum wurde. So zeugt ein qualitätvolles, von Max Liebermann (1847-1935) geschaffenes, Porträt seiner Schwiegermutter Berta Biermann in der Eingangshalle des Herrenhauses noch heute von der engen Verbindung des Malers zu der Mäzenin der Bremer Kunsthalle. Liebermann war eigens von Berlin nach Bremen gereist, um Berta Biermann zu porträtieren. Später schenken Berta und ihr Sohn Leopold Biermann der Bremer Kunsthalle mehere Werke Liebermanns. Noch heute befindet sich das adelige Gut Knoop im Besitz der Familie Hirschfeld, die hier einen modernen landwirtschaftlichen Betrieb führt und seit vielen Jahren zu Lesungen und Konzerten ins Herrenhaus einlädt. Auf diese Weise wird die Jahrhunderte währende Tradition des Knooper Salons bis heute fortgeführt.
In den Jahren 1792-1800 errichtete Axel Bundsen auf Gut Knoop einen der herausragendsten klassizistischen Bauten Schleswig-Holsteins. Er ließ hierzu die Rantzausche Wasserburg abreißen und verlegte das Herrenhaus an den „Alten Eiderkanal", einen Vorgänger des heutigen Nord-Ostsee-Kanals. Das Herrenhaus ist als ein imposanter, verputzter Breitbau von dreizehn Achsen mit einem hohen Hauptgeschoss über einem Kellersockel und einem niedrigen Obergeschoss ausgeführt. Die Fassade ist horizontal durch umlaufende Gesimsbänder gegeliedert. Die Mitte der Hoffront wird durch einen deutlich vorspringenden, mit einem Dreieckgiebel bekrönten Portikus mit ionischen Säulen betont. Die Seiten werden durch plastisch hervorspringende Giebelrahmen der Hauptgeschossfenster hervorgehoben. An der Gartenfront findet der Portikus in einem Mittelrisalit mit einer Kolossalpilastergliederung und geradem Abschluss seine Entsprechung. Die schlichte Gliederung und Strenge des Baus belegen den Einfluss der französischen Revolutionsarchitektur. Für die qualitätvolle Innenraumgestaltung gewannen Caroline und Heinrich von Baudissin den Stuckateur Francesco Antonio Taddei (1767-1827) und den Dekorationsmaler Giuseppe Anselmo Pellicia (1775-nach 1840), die bereits bei der Ausgestaltung des Herrenhauses in Emkendorf für Julia und Fritz von Reventlow zusammengearbeitet hatten. Der Gartensaal ist mit großen, 1799/1800 von Ludwig Philipp Strack (1761-1836) geschaffenen Ideallandschaften und einer Stuckdecke von F. A. Taddei ausgestattet. Im Speisesaal befindet sich in einer Nische die Darstellung eines Hirten von G. A. Pellicia, der Deckenstuck stammt von F. A. Taddei. Der Salon ist mit wertvollen Tapeten der Pariser Manufaktur Réveillon aus der Zeit um 1790 ausgestaltet, die durch Malereien G. A. Pellicias ergänzt sind. Auf den Supraporten sind Putti nach Darstellungen in Herculaneum abgebildet, die Kehle der Stuckdecke ist mit gemalten Vögeln verziert. Über der großen Alkovennische im ehemaligen Schlafzimmer befindet sich das von G. A. Pellicia gemalte Rundbild „Die Nacht mit ihren Kindern Schlaf und Tod".
Der Wirtschaftshof wurde im Krieg weitgehend zerstört und erneuert. Erhalten sind zwei 1783 von C. G. Horn errichtete Kavaliershäuser, die als eingeschossige Backsteinbauten mit Eckrustika und betontem Mittelrisalit ausgeführt sind. Ein an die Gartenfront anschließender, von C. G. Horn entworfener Landschaftspark wurde durch die Verlegung des Laufs des „Alten Eiderkanals" durch den Nord-Ostsee-Kanal in großen Teilen verändert. Hier befindet sich oberhalb eines steil abfallenden Hanges ein 1912 vom Bremer Architekten Rudolf Alexander Schröder (1878-1962) entworfenes Teehaus.