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Das Herrenhaus wurde ab 1795 umgebaut und enthält noch im Kern den barocken Vorgängerbau. Es präsentiert sich heute als ein zweigeschossiger Bau mit einem mächtigen Mansarddach und einer frühklassizistischen Fassade. Die Uhr im Giebelfeld der Hoffassade und die biedermeierlichen Ornamente vor der unteren Mansarde wurden um 1850 nachträglich hinzugefügt. Im Inneren ist die Raumaufteilung des barocken Vorgängerbaus mit zentralen Sälen und beiderseits anschließenden Enfiladen weitgehend erhalten geblieben.
Nachdem Friedrich, genannt Fritz, Graf Reventlow das adelige Gut Emkendorf im Jahre 1783 geerbt hatte, ließ er seinen Wohnsitz gemeinsam mit seiner Ehefrau Julia, Tochter des wohlhabenden und einflussreichen dänischen Schatzmeisters Heinrich Carl Graf Schimmelmann auf Ahrensburg, nach eigenen Vorstellungen umgestalten. Anregungen erhielten Julia und Fritz Reventlow auf ihren Italienreisen in den Jahren 1783-84 und 1795-1797. In Rom lernten sie die mit Grotesken ausgemalten Räume des Vatikans kennen und traten in Verbindung mit der Malerin Angelika Kauffmann und dem italienischen Dekorationsmaler Giuseppe Anselmo Pellicia. Sie bewegten den Maler, 1797 mit ihnen nach Schleswig-Holstein zu reisen und beauftragten ihn mit der Ausgestaltung ihres Herrenhauses in Emkendorf. Pellicia wurde fortan zum Schimmelmann-Reventlowschen Familienmaler und gestaltete zahlreiche Herrensitze in Schleswig-Holstein aus, so auch die Herrenhäuser in Altenhof und Knoop. In Emkendorf schuf er mit dem „Wedgwood-Kabinett“, dem „Etruskischen Zimmer“ und dem „Telemachzimmer“ grandiose Raumgestaltungen, in denen alle Raumelemente aufeinander bezogen sind. In jedem Raum eröffnet sich eine ganz eigene Welt mit einem neuen ikonografischen Programm. Die Wandmalereien Pellicias werden ergänzt durch Stuckaturen von Francesco Antonio Tadei und Gemäldekopien nach Raffael, A. Kauffmann, G. Reni und G. Romano. Glanzvoller Mittelpunkt des Erdgeschosses ist der Gartensaal mit seinen prächtigen Ausmalungen und der Kopie von Guido Renis „Fortuna“ als Sinnbild alles Irdischen. Zwei große Ideallandschaften von Simon Denis verweisen auf die Bestimmung des Raumes und stehen den ganz realen Ausblicken in den Landschaftsgarten gegenüber. Der ebenso prächtige Festsaal im Obergeschoss ist mit einer Kopie des Erzengels Michael von Guido Reni über dem Kamin sowie den Darstellungen der Gerechtigkeit und der Geduld ausgestattet. In den Supraporten und Lünetten befinden sich Allegorien der Wissenschaften, Künsten und Tugenden nach Raffaels Fresken in der Stanza della Segnatura im Vatikan, an der Decke Allegorien der Liebe, Caritas, Keuschheit und Schönheit. Das ikonografische Programm spiegelt die durch ein hohes Bildungsniveau und eine pietistisch-religiöse Gesinnung geprägte Geisteshaltung Fritz und Julia Reventlows wieder, die um 1800 auf Emkendorf einen der ersten Salons Schleswig-Holsteins führten. Hier verkehrten französische Revolutionsflüchtlinge, wie der General Marquis de La Fayette, sowie Dichter und Denker, wie Friedrich Gottlieb Klopstock, Matthias Claudius und Johann Caspar Lavater. Hier wurde zu Theateraufführungen, Konzerten und Landpartien geladen und hier wurden unzählige Briefe geschrieben, die vom dänischen Autor Louis Bobé 1895-1931 in zehn Bänden publiziert wurden.
In den Jahren 1910/11 baute der Kieler Architekt Ernst Prinz einige Erdgeschossräume im Südteil des Herrenhauses und den Südflügel zur heutigen Form um.
Die Einfahrt zur axialsymmetrischen Gutsanlage wird von zwei Pferdeställen aus den Jahren 1779-1802 flankiert, denen eine Kornscheune aus dem Jahr 1745 und ein Kuhhaus aus dem Jahr 1730 vorgelagert sind. 1855 wurde der Wirtschaftshof um eine von Johann Friedrich Holm entworfene Reithalle ergänzt. Eingebettet in den von Horn geplanten englischen Landschaftspark liegt das als Gutverwalterhaus bestimmte Gartenhaus „Klein Emkendorf“ aus dem Jahre 1796, das zeitweilig vom Dichter Matthias Claudius bewohnt wurde und heute als Matthias-Claudius-Haus bekannt ist.
Seit 1929 befindet sich Gut Emkendorf im Besitz der Familie Heinrich. In diese Zeit fällt auch ein Umbau des Kieler Architekten Ernst Prinz, der in den Jahren 1910/11 einige Erdgeschossräume im Südteil des Herrenhauses veränderte und den Südflügel umbaute. Dem heutigen Eigentümer ist es ein Anliegen, dieses Kleinod der schleswig-holsteinischen Kunst- und Kulturgeschichte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So werden in den weitgehend originalgetreu erhaltenen, festlichen Räumen des Herrenhauses Konzerte, Vorträge und Lesungen veranstaltet. Längst ist die Kornscheune ein etablierter Veranstaltungsort des Schleswig-Holstein Musikfestivals. Weiterhin besteht die Möglichkeit, private Feste im Herrenhaus und im frisch sanierten Kuhhaus zu feiern und im Herrenhaus zu übernachten – inmitten der historischen Ausmalung des Italieners Giuseppe Anselmo Pellicia aus den Jahren 1797-1802.