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Bereits 1654 wurde er 24jährig in den deutschen Adelsstand erhoben und 1662 mit der einflussreichen Position eines dänischen Ministerresidenten in Wien betraut. Hier führte er im Auftrag des dänischen Königs die Verhandlungen um die zwischen König Friedrich III. von Dänemark, Herzog Christian Albrecht von Holstein-Gottorp und Herzog Joachim Ernst von Holstein-Sonderburg-Plön streitige Nachfolge in den Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. 1673, im Jahr seiner Abberufung aus Wien, erhob ihn Kaiser Leopold in den Reichsfreiherrnstand und er wurde zum Kanzler in Glücksstadt und Chef der königlichen Regierung in den Herzogtümern ernannt. Im Jahr 1680 vermählte Andreas Pauli Reichsfreiherr von Liliencron sich mit Elisabeth van der Wielen (1658-1728), der Tochter des aus den Niederlanden in Hamburg eingewanderten, sehr wohlhabenden königlich dänischen Commissarius in Hamburg François van der Wielen und erwarb successive die adeligen Güter Hütten, Wulfshagen und Blumendorf. 1699, ein Jahr vor seinem Tod, ließ er das Herrenhaus auf Wulfshagen errichten. Offen bleibt, ob der damals in Hamburg wohnende und 1700 dort gestorbene Andreas Pauli Reichsfreiherr von Liliencron jemals auf seinem Wulfshagener Gut gelebt hat.
Das adelige Gut Wulfshagen blieb bis zum Jahr 1786 in drei Generationen im Besitz der Familie von Liliencron, nach dem Tod des kinderlosen Enkels Ernst Siegfried von Liliencron wurde Wulfshagen an Bernhard von Qualen veräußert und verblieb im Familienbesitz bis das Gut 1903 durch Heirat an den Juristen und Reichstagsabgeordneten Ludwig Graf zu Reventlow (1864-1906), Bruder der als "Münchener Skandalgräfin" bekannten Dichterin und Malerin Fanny Gräfin zu Reventlow (1871-1918) gelangte. In Jugendjahren wurde die damals schon unkonventionelle Fanny Gräfin zu Reventlow nach Wulfshagen verschickt, um dort Sitte und Anstand zu lernen. Bis heute befindet sich Wulfshagen im Besitz der Grafen zu Reventlow.
Das Herrenhaus wurde 1699 als zweigeschossiger Backsteinbau von neun Achsen mit einem hohen Waldach erbaut. Über dem Portal befindet sich das Wappen derer von Qualen. Die Fassade des klaren, richtungsweisenden Baus des 17. Jahrhunderts ist lediglich durch Maueranker und eine Eckrustika gegliedert. Er gründete einen neuen Herrenhaustypus in Schleswig-Holstein, der beispielsweise auf den Gütern Bothkamp und Olpenitz seine Nachfolge fand. Im Inneren befinden sich zwei 1790 von Francesco Antonio Taddei (1767-1827) stuckierte Räume: Der reich mit Gehängen aus Geräten verschiedener Bereiche des Landlebens und Musikinstrumenten verzierte Festsaal und der angrenzende Salon mit einer stuckierten Decke mit Allegorien der Musik und der Liebe. Das "Blaue Kabinett" im Obergeschoss wurde bereits um 1730 mit Gemäldetapen ausgestattet, auf denen galante Szenen und Paysages intimes in Régencerahmenwerk dargestellt sind.
Das Herrenhaus wird seitlich von zwei eingeschossigen Kavaliershäusern flankiert und bildet gemeinsam mit ihnen einen Ehrenhof. Dem Herrenhaus vorgelagert ist ein in sich geschlossener Wirtschaftshof, dessen Zufahrt zwischen zwei Fachwerkbauten aus dem Jahr 1788 entlang führt. Das Bild des Wirtschaftshofes wird von vier parallel gelagerten, mächtigen Scheunen bestimmt, von denen die große reetgedeckte Fachwerkscheune vermutlich aus dem 18. Jahrhundert und das als reetgedeckter Gelbsteinbau angelegte Kuhhaus aus dem Jahr 1830 stammen. Neben mehreren Fachwerkkaten aus dem 18./19. Jahrhundert ist noch heute die "Alte Schule" auf dem Gelände des adeligen Gutes Wulfshagen erhalten, die 1859 unter Karl von Qualen als Schule für die Kinder der Gutsarbeiter erbaut und im Jahr 1928 im Zuge der Auflösung der schleswig-holsteinischen Gutsbezirke geschlossen wurde. Nach mehrfacher Umnutzungen befinden sich heute ein Café und eine Patisserie in der "Alten Schule".